Berlin Rebel High School

Eine andere Schule. Das ist der Wunsch vieler Pädagog*innen und Persönlichkeiten, auch im Schuldienst. Von vielen wird eingestanden, dass unser Schulsystem, welches noch größtenteils aus dem Kaiserreich hervorgeht, nicht mehr zeitgemäß und dem sozialen Fortschritt gegenüber nicht mehr angemessen ist.

Der Film „Berlin Rebel High School“ greift diese Thematik auf. Genauer gesagt handelt es sich um eine Dokumentation, die eine selbstverwaltete Schule in Westberlin zeigt, die 1973 als gemeinnütziger Verein gegründet wurde. Heute hat sie 200 Schüler*innen die basisdemokratisch alle Entscheidungen im Kollektiv mit den Lehrer*innen und weiteren Mitarbeiter*innen treffen. Auch werden die Lehrer*innen durch die Schüler*innen angestellt und generell herrscht ein Klima, welches das Lernen angenehmer macht. Das Ziel ist am Ende das Abitur nachzuholen. Die Schule möchte tatsächlich eines sein: radikal-anders und freiheitlich. Der Gründung geht ein Schulstreik an der privaten Gabbe-Lehranstalt voraus, der sich gegen Autoritarismus, politisch bedingter Kündigungen, Leistungsdruck und überfüllte Klassen richtete.

Die Dokumentation begleitet 4 Schüler im Erwachsenenalter, oft Schulabbrecher, die es schwer hatten in der Regelschule und unangepasst waren. Eines eint die Schüler*innen, trotz unterschiedlicher Biografien: Sie wollen einen Neustart wagen. Weniger Konkurrenz, Keine Noten und eben mehr selbstbestimmtes Lernen, das sind wichtige Kernbestandteile. All das macht das Lernen natürlich angenehmer und stärkt den Zusammenhalt. Im Film sieht man, wenn alle sich wohl fühlen, gibt es auch keinen Grund nach unten zu treten. Mobbing, ein großes Problem an der täglichen Regelschule gibt es dort nicht. Die Schüler*innen kommen dort tatsächlich freiwillig hin und wollen die “zweite Chance” nutzen, die sie dort bekommen.

Meiner Ansicht nach aber eben auch eine zweite Chance im Kapitalismus konstruktiv zu agieren, denn eine liberalere, demokratischere Schule kann den Grundzweck von dieser nicht außer Kraft setzen, nämlich Menschen als Arbeitskräfte für das Kapital vorzubereiten. Die Gefahr ist, dass durch die freieren Entfaltungsmöglichkeiten der Zweck eben verschleiert wird.

Grundsätzlich ist die Rebel High School aber doch ein Versuch einen Freiraum im System zu schaffen, die Frage stellt sich aber, ob ein solches Konzept in der Form auch mit Kindern und jüngeren Menschen umsetzbar ist, der Film zeigt ja nur das lebendige Beispiel einer Schule mit jungen Erwachsenen.

Es ist aber auf jeden Fall zu empfehlen sich die Dokumentation anzusehen. Das gute an dem Film ist, dass nicht über die Schüler gesprochen wird oder ein Kommentator seine eigene Meinung reinbringt, sondern dass man den Schulalltag direkt mitbekommt und dass hauptsächlich die betroffenen Schüler*innen sowie Lehrer*innen sprechen und sich einbringen. Gerade wenn man sich für alternative pädagogisch-demokratische Konzepte im sozialen Umgang interessiert, ist der Film sehenswert, denn dadurch, dass man den Schulalltag mitbekommt, sieht man eben auch, was diese Einrichtung mit ihrer Herangehensweise an den Schülern vollzieht.

Nadim Shukralla, Kreisverband Köln