Interview mit Justine Balane, Internationaler Sekretär der Akbayan Youth, Philippinen

Justine Balane und Jana Herrmann. Foto Sabine Troitzsch

1. Was ist die Akbayan Youth? Was sind eure Ziele?

Die Akbayan Youth ist eine demokratisch-sozialistische Jugendbewegung, die sich für Humanismus, internationale Solidarität, Feminismus, ökologischen Sozialismus, Demokratie und Gleichheit einsetzt. Unsere Mutterpartei, Akbayan, ist die einzige linke Partei auf den Philippinen, die Sitze im Senat und im Parlament erringen konnte. Wir verstehen unter der Einführung einer sozialistischen Gesellschaft in den Philippinen verantwortungsvolle Staatsführung, Politikberatung, Solidaritätsarbeit und das Bilden von alternativen Zentren der Macht (ACP) in Kommunen und Schulen.

Unsere Werte sind die Basis für unseren Widerstand gegen den Autoritarismus, der nicht nur auf den Philippinen herrscht, weshalb wir uns mit Genoss*innen auf der ganzen Welt solidarisieren, die in derselben Situation stecken. Ein weiteres Ziel ist der Aufbau eines alternativen Systems, das sich um die Menschen kümmert und das alte, ausbeutende System besiegt und ersetzt. 

2. Was bedeutet die Duterte-Regierung für die Gesellschaft und das politische System?

Dutertes Regierung kam an die Macht, indem sie die Probleme, welche der Neoliberalismus verursachte, allein auf Drogen und deren Verbreitung zurückführte. Dies führte zu einer riesigen Mordkampagne gegen die Ärmsten auf den Philippinen, welche allein wegen Verdachts des Drogenkonsums ermordet werden dürfen. In den letzten zweieinhalb Jahren wurden so über 29.000 Menschen getötet und kein*e Täter*in wurde dafür bestraft. In dem Verlauf dieser Taten hat Duterte die Demokratie faktisch abgeschafft, da er gegen Institutionen vorgeht, die seine Macht kontrollieren sollen. Er entzog der Menschenrechtskommission die Mittel, vertrieb den Vorsitzenden des Obersten Gerichts und führte die Philippinen dazu, sich vom Internationalen Gerichtshof zurückzuziehen, welcher gegen seine Taten ermitteln soll.

Die Philippinen wurden so zu einem autoritären Staat. Das wird das ökonomische System nur verschlimmern, welches die Reichen bevorzugt. Elitäre Klans werden weiterhin die Macht im Land halten und alle Initiativen ausgrenzen, die ihre Macht infrage stellen.

3. Was tut die Duterte Regierung, um eure politische Arbeit zu beeinflussen?

Die Duterte Regierung steht für alles, wogegen Akbayan kämpft. Sie töten die Ärmsten des Landes, anstatt gegen das System vorzugehen, das sie arm gemacht hat. Die Regierung erniedrigt Frauen und hat misogyne und konservative Überzeugungen im Land verstärkt.

4. Was tut ihr gegen den Einfluss der Duterte-Regierung?

Wir versuchen Jugendliche zu bilden, zu organisieren und gemeinsam auf die Straßen zu gehen, um gegen diese Ungerechtigkeit zu protestieren. Wir haben politische Kurse durchgeführt, die über Geschichte von sozialistischen Kämpfen informieren sollen. Wir bestärken Jugendliche, Machtpositionen in Organisationen zu übernehmen. Im Parlament versuchen wir, der Demokratie Raum zu geben.

5. Welche Rolle hat die Jugend im Kampf für Freiheit und Demokratie?

Die Jugend hat Zeit, Energie und Idealismus und das alte System zu überwinden. In der Geschichte waren es immer Jugendliche und Studierende, die mutige Schritte hin zu einer fairen, freieren Welt unternommen haben. Jugendliche übernehmen die Macht in Lokalverwaltungen, aber ein Großteil muss immer noch aus der Apathie befreit werden. Wir müssen ihnen klarmachen, dass ihre Freiheit nur mit politischem Engagement geschützt werden kann.

6. Was sind eure Antworten auf die aktuelle Situation und Probleme in den Philippinen?

Die jetzige Situation verfestigt die Macht der Eliten und der jetzigen Regierung. Die Philippinen befinden sich in einer ökonomischen Krise, in der die Preise für Güter des täglichen Gebrauchs so teuer sind, dass normale Familien sie sich nicht leisten können. Die Löhne steigen schon lange nicht mehr. Demokratie wird zerstört, normale Bürger*innen werden eingeschüchtert, online und in der Öffentlichkeit. Unsere Antwort darauf ist eine Bewegung von Jugendlichen, die die Demokratie gegen diese Angriffe verteidigt und sich für fortschrittliche Politik in Bildung, Gesundheit und anderen Aspekten einsetzt.

7. Was möchtest du noch mit den deutschen Genoss*innen teilen?

Dies ist eine wichtige Zeit, um Solidarität zwischen deutschen und philippinischen Genoss*innen aufzubauen. Wir müssen uns über unsere Erfahrungen im Kampf gegen Faschismus austauschen und Strategien des Widerstandes teilen. Es gibt viel zu lernen und viele Kämpfe zu gewinnen. Wenn wir Brücken der Solidarität zwischen unseren Organisationen bauen, wie die Regierungen Mauern bauen, können wir die Richtung der Politik ändern und sie den Menschen zurückgeben.

Geführt hat das Interview Daniel al-Kayal (LV BaWü). Übersetzt wurde es von der IK und Miriam Bömer (BZ WW)