Beet vs. Beton – Wem gehört die Stadt?

Grüne Oase im Beton /// Foto: Schreberjugend

Die Stadt, Motor der Gesellschaften, Fabrik neuer Lebensentwürfe, sozialer Schmelztiegel und Ort der Gemeinschaft. Städte haben viel zu bieten, deswegen wollen immer mehr Menschen dort wohnen. Das bedeutet aber, dass der Platz in den Städten immer knapper wird. Wohnungen, Schulen, Krankenhäuser und Geschäfte müssen neu gebaut werden. Weil das Angebot an Bauland begrenzt ist, steigen die Preise für das Bauen und damit auch für das Wohnen. Weil das Bauland so viel Wert ist, lohnt es sich, damit zu spekulieren. Das bedeutet, möglichst günstig Land zu kaufen und dann teurer weiter zu verkaufen. Aber wer soll eigentlich bestimmen, was wo gebaut wird, und zu welchem Preis? Über diese Frage streiten sich die Experten schon seit Ewigkeiten. Die einen sehen die Stadt wie ein Unternehmen, das Gewinne abwerfen soll. Sie wollen vor allem das bauen, was den höchsten Gewinn verspricht. Viele andere, vor allem die Bewohner*innen selbst, sehen ihre Stadt als Lebensraum, der ihnen soziale Erfahrungen und Kultur bietet, Infrastruktur wie Schwimmbäder, Schulen und Bibliotheken bereitstellt. Dort wollen sie mitgestalten und auch Natur erleben können, sei es im Park, im Kleingarten oder im Stadtwald. Gerade mit diesen Orten lassen sich aber nur schwierig Gewinne machen. Weil die gewinnorientierten Unternehmen sehr mächtig sind und sich häufig durchsetzen können, verschwinden in den Städten momentan immer mehr Rückzugsorte und Grünflächen oder es werden gleich ganze Kleingartenanlagen in Bauland umgewandelt. 

Eine Stadt für Alle?

Es geht auch anders. Auch in Städten, die wenig Raum haben, kann man clever mehr Menschen unterbringen, indem man leerstehende Gebäude und Grundstücke nutzt. Auf viele Häuser kann man ein paar Etagen draufsetzen, oder Dachgeschosse ausbauen. Man kann auch neue Stadtviertel mit eigenen Grünflächen außerhalb der Städte bauen. Vor allem muss man die Bürger*innen beteiligen. Sie wissen am besten, was sie brauchen und an welcher Stelle sie bereit sind Kompromisse einzugehen. Nur so lassen sich soziale Konflikte vermeiden. Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen werden bisher kaum beachtet. Sie dürfen weder die Politiker*innen wählen, die über Stadtentwicklung entscheiden, noch sind sie in die Beteiligungsverfahren eingebunden. Gerade junge Menschen müssen aber noch lange in den Städten leben, die ältere heute entwerfen.

Die Grünflächen denen, die sie nutzen!

Kinder und Jugendliche brauchen Grün- und Freiflächen, um sich zum Spielen oder rumhängen zu treffen, sich der Kontrolle der Eltern für eine Weile zu entziehen und sich auszuprobieren. Städtische Brachen und Grünflächen sind ihre Wohnzimmer und Festsäle. Sie müssen mitentscheiden, wenn es um die Entwicklung ihrer Städte geht. Hierfür reicht es nicht, Jugendparlamente ohne Antrags- und Vetorechte einzurichten, oder bei großen Bauprojekten einfach Spielplätze und Jugendzentren mit zu planen. Als Arbeiter*innenjugendverband stehen wir für das Recht der Bewohner*innen auf den Erhalt grüner Rückzugsorte in den Städten und den Schutz des Stadtklimas, sowie für ein generelles Recht auf die lebenswerte Stadt. Wir werden der Thematik „Kinder- und Jugendbeteiligung in der Stadtentwicklung“ in diesem Jahr daher besondere Aufmerksamkeit widmen und gemeinsam mit anderen Jugendverbänden und dem Deutschen Bundesjugendring für eine nachhaltige, grüne und lebenswerte Stadt der Zukunft einstehen.

Ein paar Ideen für den Anfang:

Jugendparlamente stärken – mindestens Antrags-, besser noch Vetorecht

Jugendvertretung im Stadtplanungsamt

Verbreitung stadtplanerischer Vorhaben auf kinder- und jugendgerechten Kanälen

Wahlalter senken

Ausverkauf der Städte sofort stoppen

Erbpacht statt Verkauf von Grundstücken

Netto-Null-Flächenverbrauch-Grundsatz – für zerstörte Grünflächen müssen ortsnah neue Grünflächen geschaffen werden

Erik Rose und Tomas Kilousek, Deutsche Schreberjugend

Die Schreberjugend wurde 1864 zur Zeit der Industrialisierung in Leipzig gegründet und ist damit der älteste Jugendverband Deutschlands. Schwerpunkte der Arbeit der Schreberjugend sind Umweltbildung und politische Bildung. Von Entspannung und Spaß in urbanen Gärten bis zu internationalen Jugendbegegnungen können junge Menschen hier vielfältigen Aktivitäten nachgehen und sich mit ihren Interessen im Verband einbringen.