„Lernen und Gedenken“: Rechtem Terror entgegentreten

Gewalt von Rechts setzt sich seit Ende des zweiten Weltkriegs kontinuierlich in Deutschland fort. Immer wieder kommt es zu Übergriffen, Gewalt und Terror von Rechts. Die rechte Gewalt in DDR und BRD, die #baseballschlägerjahre in den 90ern, die Morde und Anschläge des NSU, der Terrorangriff auf eine Synagoge und einen Dönerimbiss in Halle sowie auf unter anderem eine Shisha-Bar in Hanau sind dabei nur einige Beispiele. Rassismus und weitere Fragmente rechter Ideologien lassen sich nicht nur in der rechten Szene finden, sondern auch in breiten Teilen der Gesellschaft. Sie prägen damit gleichermaßen die Auseinandersetzung mit als auch die (Nicht-)Bearbeitung von rechter Gewalt und Terror: In gesellschaftlichen und politischen Diskursen wird der alltägliche rechte Terror nur selten auf seine Ursachen wie Rassismus und Sozialdarwinismus zurückgeführt – nachhaltige politische Handlungen und dauerhafte Thematisierung derartiger Ideologiefragmente (auch und besonders in staatlichen Institutionen) bleiben aus. Selbst wenn ein Ereignis in der Öffentlichkeit bekannt wird, sind die Taten und Opfer oft schnell wieder vergessen. So fällt es leicht, Kontinuitäten zu ignorieren. Wir wollen das nicht zulassen und dem Vergessen ein Lernen und Gedenken entgegensetzen.

Während wir Falken bezüglich des Gedenkens an die NS-Verbrechen bereits Diskurse führen und eigene Konzepte entwickeln konnten, stehen wir dem gegenwärtigen rechten Terror oft nur ratlos gegenüber. Rechte Gewalt ist in Deutschland in erster Linie rassistisch motiviert, aber auch wir als Verband sind davon unmittelbar betroffen, wenn er sich gegen uns und andere Linke, unsere Handlungen und Positionen richtet. Besonders deutlich wurde das, als unsere norwegische Schwesterorganisation AUF vor knapp zehn Jahren Opfer eines rechten Terroranschlags wurde. Während eines Zeltlagers auf der Insel Utøya kamen dabei 69 Personen ums Leben – etwa die Hälfte davon Jugendliche. 

Bis heute haben wir damit keinen Umgang gefunden, den wir für angemessen halten. Diese Entwicklung rechter Gewalt erfordert eine andere Art des Gedenkens, die uns auffängt, stärkt und bildet und in der die Bedürfnisse von Betroffenen bedeutsam sind. Dafür wollen wir neue Gedenkkonzepte und -methoden entwickeln. Hierbei soll das “Lernen” eine wichtige Rolle spielen – wir als AG wollen Bildungsmaterialien erstellen und zusammentragen, die wir im Verband einsetzen können, um Wissen über rechten Terror zu vermitteln und Forderungen an eine andere Gesellschaft formulieren zu können. Dies geschieht insbesondere mit Blick auf die Vorbereitung und Durchführung eines Camps 2021 auf Utøya, bei dem wir des Anschlags vor zehn Jahren und seinen Opfern gedenken wollen. Wir möchten ein Gedenken an rechte Gewalt und ihre Opfer etablieren – im Verband und darüber hinaus, um das momentane gesellschaftliche Bewusstsein zu stören, ideologische Kontinuitäten sichtbar zu machen und eine Aufarbeitung des Rechten Terrors seit 1945 einzufordern. 

Die Einrichtung der AG Lernen und Gedenken gegen rechten Terror erfolgte durch einen Beschluss der Bundeskonferenz 2019 in Herten. Die AG erarbeitet Gedenk- und Bildungskonzepte und trägt ihre Ergebnisse durch Seminare und auf den Bundesausschüssen in den Verband zurück. Dabei arbeiten wir auf eine Verbandsveranstaltung im Mai 2021 hin. Auch in den Verbandspublikationen wie etwa der AJ sollen zu dem Thema Schwerpunkthefte erarbeitet werden. Die AG besteht aus derzeit 15 Genoss*innen aus dem ganzen Verband und trifft sich regelmäßig an wechselnden, gut erreichbaren Orten. Ansprechbar im Bundesbüro ist dafür Sabine Troitzsch.

AG Gedenken