„Support Your Sisters, Not Your Cisters!“ – Mit diesem Slogan wird in der Trans*bewegung zum Ausdruck gebracht, dass es nicht reicht, für Cis1-Frauen zu kämpfen, sondern dass der feministische Kampf alle Frauen – also auch Trans*frauen! – miteinschließen muss. Tatsächlich sind Trans*personen im Allgemeinen und Trans*frauen im Besonderen aber auch in linken und feministischen Räumen häufig Anfeindungen und Ausschlüssen ausgesetzt.
FaulenzA schlüsselt im ersten Kapitel ihres Buchs Stück für Stück auf, wie sich Trans*misogynie2 als spezifische Diskriminierungsform aus verschiedensten Elementen zusammensetzt und nimmt dabei nicht nur das Zusammenspiel von Trans*feindlichkeit im Allgemeinen und Misogynie in den Blick, sondern auch weitere Diskriminierungsmechanismen. Sowohl im Einführungskapitel als auch in den folgenden Kapiteln geht sie immer wieder auf die häufigen Vorwürfe ein, Trans*frauen seien männlich privilegiert, da sie “als Männer aufgewachsen” seien oder als solche gelesen würden. Diesen Vorwürfen stellt hält sie entgegen, dass Trans*frauen häufig unter den gleichen oder ähnlichen Problemen und Diskriminierungen wie Cis-Frauen leiden.
Anhand verschiedener Beispiele kritisiert sie Trans*feindlichkeit und insbesondere Trans*misogynie in linken, feministischen und queeren Kontexten, weist dabei auch auf häufige Alltagspraxen hin und fordert zum Überdenken und Neustrukturieren auf. Sie legt dabei insbesondere dar, dass der Vorwurf männlicher Sozialisation und eine gleichzeitige (auch z.B. Cis-Frauen und Männer treffende) Abwertung von Feminität Trans*frauen vor die Bewältigung eines unmöglichen Doppelstandards stellt: „Typisch männliche“ Verhaltensweisen würden ihre männliche Sozialisation und Privilegien beweisen; bei „typisch weiblichen“ Verhaltensweisen dagegen würden sie sexistische Stereotype reproduzieren. Im letzten (zugegebenermaßen recht kurzen) Kapitel gibt sie Denkanstöße für eine zukünftige Praxis.
Manche Punkte sind sicherlich einer Diskussion wert und verschiedene Menschen kommen bei bestimmten Beispielen sicherlich zu verschiedenen Einschätzungen. So wird FaulenzAs Analyse etwa stark durch einen Fokus auf Geschlechtsidentität geprägt. Ausgehend davon fordert sie eine radikale Dekonstruktion dessen, was einem Geschlecht zugeschrieben wird, insbesondere in Bezug auf den Körper: So sei die Vulva beispielsweise nicht universelles Symbol für alle Frauen. So sehr dieser Kampf um Anerkennung verständlich und wichtig ist, läuft ein solcher Diskurs auch Gefahr, an Körpermarkmalen orientierte Diskriminierung unsichtbar zu machen.
FaulenzA benutzt dabei keine akademische Sprache, sondern eher Umgangssprache und bringt viele Beispiele aus ihrem eigenen Leben. Trotz aller Einfachheit der Sprache kommen aber auch viele nicht-alltägliche Begriffe vor, die vielleicht ohne vorhergehende Beschäftigung verwirrend oder anstrengend sein können. Viele Begriffe werden aber in einem angehängten Glossar erklärt. Ganz im Sinne des Titels ist der Ton des Textes dabei manchmal auch anklagend und aggressiv: ihre Wut und ihr Frust sind manchmal deutlich im Text zu spüren.
Jan Frankenberger, KV Halle