Die Notwendigkeit sich den Scheiß bewusst zu machen und radikal drüber zu labern
Im letzten Dezember sagte eine SPD-Abgeordnete im Bundestag vor der Abstimmung des Bundesteilhabegesetzes, die Sorgen behinderter Menschen seien nun „gehört“ worden – darauf, „erhört“ zu werden, gebe es kein Recht. Sie tat das vor einem Parlament, welches 80 000 behinderte deutsche Staatsbürger*innen gar nicht wählen dürfen.
Im Vorfeld war viel passiert. Abseits vom linken Mainstream hatte eine relativ kleine Gruppe engagierter behinderter Aktivist*innen der Behindertenbewegung mehrere Jahre lang für ein Gesetz gekämpft, das vieles einfacher machen sollte. Vor allem die persönliche Assistenz 1 im Alltag sollte endlich eine richtige Perspektive geboten bekommen, um dort die durchgehende Selbstbestimmung in greifbare Nähe zu rücken. Umso größer ist die Ernüchterung nach dem Gehörtwerden. Der faktische Zwang, in einem Heim zu wohnen, ist für viele Menschen noch da, genauso wie das zwangsweise Zusammenlegen von Freizeitaktivitäten und die Unterhaltspflicht für Eltern von erwachsenen Menschen, die Eingliederungshilfe [Eine Hilfe, die es Menschen erlaubt ein unabhängiges selbstbestimmtes Leben zu führen. Steht in Abgrenzung zur fremdbestimmten Versorgung durch Institutionen oder Angehörige.]beziehen. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit es dem Staat gelingt, behinderten Menschen bei dem fast schon unterwürfigen Bitten, ihnen doch endlich zumindest die gleichen erbärmlichen Rechte einzuräumen wie allen anderen auch, immer noch in die Beine und Speichen zu treten.
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- Eine Hilfe, die es Menschen erlaubt ein unabhängiges selbstbestimmtes Leben zu führen. Steht in Abgrenzung zur fremdbestimmten Versorgung durch Institutionen oder Angehörige. ↵