Das Institut für Staatspolitik – Thinktank und Bindeglied der neuen Rechten

Ziemlich beste Freunde – Martin Sellner und Götz Kubitschek auf der Frankfurter Buchmesse. Foto: screenshot youtube

Das Institut für Staatspolitik, kurz InStaPo, ist inzwischen zu einem erfolgreichen Thinktank, Treffpunkt und Bindeglied der neuen Rechten geworden. Es veranstaltet Akademien und Seminare, sammelt namhafte Größen innerhalb der neuen Rechten zusammen und hat mit der Edition Antaios sowie der Zeitschrift Sezession einen ziemlich auflagenstarken inhaltlichen Output. Das InStaPo ist in der rechtsintellektuellen Szene nicht mehr wegzudenken und hat mit Götz Kubitschek eine medienaffine Gallionsfigur, der mit seiner Frau Ellen Kositza und den gemeinsamen Kindern gerne die Öffentlichkeit nutzt. Doch von Anfang.

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NS in den Köpfen

Der NSU und ein ausgebliebener Paradigmenwechsel in der deutschen Erinnerungskultur

Demonstration gegen Rechtsextremismus und als Teichen der Solidarität mit den Angehörigen der NSU-Opfer vor Beginn des NSU-Prozesses im April 2013 am Stachus in München. Foto: Linksfraktion Flickr

Die Mordserie des NSU begann am 9. September 2000 mit der Erschießung von Enver Şimşek in Nürnberg. Die Rechtsterrorist*innen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe ermordeten in den darauffolgenden Jahren acht weitere Personen aus rassistischen Motiven, sowie eine Polizistin. Zahlreiche weitere Menschen wurden verletzt und traumatisiert durch Nagelbomben- und Sprengstoffanschläge, zudem werden dem Trio mindestens 15 bewaffnete Raubüberfälle zugeschrieben. Erst am 04. November 2011, als zwei der Täter mutmaßlich Selbstmord begingen und in ihrem ausgebrannten Wohnmobil gefunden wurden, begann die öffentliche Aufklärung der NSU-Morde. Die verbliebene Täterin versuchte zunächst Beweise in der Wohnung des NSU durch einen Brandbombenanschlag zu vernichten und reiste dann einige Tage durch Deutschland, bevor sie sich schließlich der Polizei stellte.

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Interview mit der SJ-Gruppe die Grünen Schwäne aus Chemnitz

Die drei SJ’ler*innen sind 15 Jahre alt und in der Chemnitz SJ-Gruppe Grüne Schwäne. Sie alle sind in Chemnitz aufgewachsen und engagieren sich sowohl bei den Falken als auch in anderen Strukturen gegen Nazis.

#wirsindmehr-Konzert am 3. September 2019 in Chemnitz. Foto: Jana Herrmann

In der Nacht vom 29. auf den 30.08.2018 stirbt in Chemnitz Daniel an den Folgen eines Messerstichs. Verdächtigt wurden ein Syrer und ein Iraker. In der Folge kam es zu rechten Demonstrationen und Hetzjagden auf Migrant*innen, People of Colour und Linke. Wie habt ihr diese Ereignisse wahrgenommen und was hat sich für euch seitdem verändert?

Helen: Als das Ganze angefangen hat, war ich auf einer Demo und habe gesehen, wie hinter mir welche verkloppt wurden und seitdem passe ich da mehr auf. Klar, auch vorher war mir bewusst, es gibt Leute, die in die Stadt gehen, um Leute zu verprügeln, nur, weil sie anderer Meinung sind oder weil sie eine andere Herkunft haben. Aber seitdem ich das so mitbekommen habe, passe ich da schon mehr auf, und versuche mich schon so anzuziehen, dass man nicht direkt sieht, auf welcher Seite ich stehe, sondern relativ neutral aussehe, damit mich keiner angreifen kann oder so.

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Jung, hip, rechtsradikal.

Die Identitäre Bewegung in Deutschland

Sticker gegen die Identitäre Bewegung

Seit einigen Jahren macht in Deutschland eine Organisation durch spektakuläre und professionell inszenierte Aktionen auf sich aufmerksam: die Identitäre Bewegung, kurz IB. Mitglieder der Gruppe besetzten das Brandenburger Tor, um dort ein rassistisches Transparent aufzuhängen, versuchten eine Sitzblockade der CDU-Parteizentrale, um gegen die Aufnahme von Geflüchteten zu protestieren, und versuchten, mit einem Schiff die Seenotrettung auf dem Mittelmeer zu behindern. All diesen Aktionen war dabei eines gemeinsam: Es war wohl kaum davon auszugehen, eine direkte Wirkung zu erzielen, aber durch die mediale Aufbereitung konnte die Selbstinszenierung im Netz weiterlaufen und neue Interessierte erreichen.

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Alles nicht so schlimm? Warum der Begriff Rechtspopulismus eigentlich eine Verharmlosung ist

Immer, wenn von der AfD, ihren Abgeordneten oder ähnlich aufgestellten Parteien in Deutschland oder woanders die Rede ist, wird in den meisten Medien der Begriff rechtspopulistisch verwendet. Damit soll nicht nur eine inhaltliche Beschreibung der Parteien oder Personen getroffen werden, sondern auch eine Abgrenzung zu Akteur*innen, die als “rechtsextrem” benannt wurden, wie zum Beispiel zur NPD. Doch was bedeutet eigentlich Rechtspopulismus?

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Ausgabe 01/2019: Schwerpunkt Rechtspopulismus

Liebe Leser*innen,

Rechtspopulismus ist in aller Munde, nicht erst seit eine entsprechende Partei in allen Länderparlamenten und im Bundestag sitzt. Er ist gerade die größte politische Herausforderung für die Demokratie und stellt uns als sozialistischen Kinder- und Jugendverband vor eine Reihe neuer (aber auch alter) Herausforderungen. Daher beschäftigt sich die vorliegende Ausgabe damit, was Populismus eigentlich ist, wer die Akteur*innen dieser Bewegung sind und was das für unseren Verband ganz praktisch in der alltäglichen Arbeit bedeutet. Wir haben mit jungen Genoss*innen aus Chemnitz gesprochen, um zu erfahren, wie das Leben als junge Linke in dieser Stadt gerade ist. Es wird der Frage nachgegangen, warum es eigentlich kein staatliches Gedenken an die Opfer des NSU gibt, wie die politische Lage auf den Philippinen ist und wie das Verhältnis von Frauen und Politik ist.

Es ist also wieder eine volle und spannende Ausgabe geworden. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!

Eure Redaktion

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Was war: Bericht zur Verbandswerkstatt 2018

Bild: Nathalie Löwe

Liebes Tagebuch,

am 9. Mai haben meine beste Freundin und ich uns auf den Weg ins ferne Gelek gemacht, um von dort die 8-stündige Bullifahrt nach Werneuchen (was ja fast Berlin ist…) zu beginnen. Das KLH rief laut und deutlich, und 200 Genoss*innen (so wie auch wir) folgten diesem Ruf. Mit zu wenig Schlaf in den Knochen und mit Aussicht auf 5 weitere schlafkarge Tage ging es dann los. Unter dem Motto ,,Sozialistische Erziehung“ wartete ein langes Christi-Himmelfahrts-Wochenende voller interessanter Workshops auf uns.

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Rezension: Support your sisters not your cisters. Über Diskriminierung von trans*Weiblichkeiten von FaulenzA

Auf das Buch von FaulenzA war ich sehr gespannt und vieles zum Thema Transmisogynie verstehe ich jetzt definitiv besser. Oft hatte ich aber den Eindruck, dass sie ihre persönlichen Eindrücke verallgemeinert und nicht belegt, was sie schreibt. Zwar finde ich es wichtig, die eigenen Erfahrungen niederzuschreiben, aber meiner Meinung nach verlangt vieles im Buch nach einer Begründung, die über den reinen Verweis auf die eigene Subjektivität hinausgeht.

Patriarchat, Privilegien und Weiblichkeit

Speziell FaulenzAs Erklärungen zur Abwertung von Weiblichkeit in der (queer-)feministischen Szene (ab S.39) haben mich geärgert. Sie unterstellt, Feminist*innen lehnten Weiblichkeit als ihnen aufgezwungene Rolle ab und eigneten sich deshalb »männliche« Verhaltensweisen an, die als »stark« und »empowert« gelten. Das ist meiner Ansicht nach aber ein falsches Verständnis von feministischer Kritik. Es geht mir z.B. tatsächlich um die Auseinandersetzung mit problematischen Rollenbildern. Weiblichkeit wird aber nicht per se von Feminist*innen abgewertet, sondern ihre gesellschaftlich gesetzte »Minderwertigkeit« entspringt der patriarchalen Geschlechterordnung, die wir abschaffen wollen.

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Rezension: Support your sisters not your cisters. Über Diskriminierung von trans*Weiblichkeiten von FaulenzA

„Support Your Sisters, Not Your Cisters!“ – Mit diesem Slogan wird in der Trans*bewegung zum Ausdruck gebracht, dass es nicht reicht, für Cis1-Frauen zu kämpfen, sondern dass der feministische Kampf alle Frauen – also auch Trans*frauen! – miteinschließen muss. Tatsächlich sind Trans*personen im Allgemeinen und Trans*frauen im Besonderen aber auch in linken und feministischen Räumen häufig Anfeindungen und Ausschlüssen ausgesetzt.

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  1. Cis bedeutet, dass eine Person sich mit dem Geschlecht identifiziert, dass ihr bei der Geburt zugeordnet wurde, z.B. Cis-Frauen, Cis-Männer. Trans*personen dagegen identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht auf ihrer Geburtsurkunde.

Nicht ich hasse meinen Körper, die Gesellschaft hasst ihn | Rezension: Dietland

Die Serie Dietland ist für mich eine der besten dieses Jahres und eine der besten feministischen Serien überhaupt. Die Hauptperson Plum (deutsch: Pflaume) beantwortet für eine „Frauen“zeitschrift jede Woche Zuschriften von zunehmend verzweifelten, missbrauchten, selbstverletzenden oder leidenden Frauen. Sie gerät über ihre scheiternden Diätversuche und einige überraschende Bekanntschaften mit radikalen Feministinnen in ein Frauennetzwerk namens Calliope House, deren Vorhaben erst im Verlauf der ersten Staffel ganz klar werden. Parallel dazu taucht die feministische „Jennifer“ auf, die Vergewaltiger und Frauenmörder sehr öffentlichkeitswirksam umbringt.

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