Was motiviert rechte Täter*innen? Ein Überblick über die Grundlagen des rechten Terrorismus

Christchurch. Halle. Utøya. Dies sind Ortsnamen, die wie viele weitere für uns heute mit rechten Morden verbunden sind. In ihrer konkreten Unterschiedlichkeit sind diese Taten durch die ihnen zugrundeliegenden Ideologien miteinander verbunden. Die Täter der oben genannten Ereignisse kommunizierten ihre Motivation vor, während und nach den Taten sowohl in einschlägigen Online-Foren, in Schriftform und den anschließenden Gerichtsprozessen und ganz offensichtlich durch die Wahl ihrer Opfer. Der Attentäter von Christchurch ermordete gezielt die Besucher*innen von zwei Moscheen, der Mörder in Halle versuchte zunächst eine Synagoge zu stürmen und auf Utøya wurde bewusst ein Zeltlager der Jugendorganisation der norwegischen Sozialdemokratie angegriffen, die für Zuwanderung und die Emanzipation von Frauen und queeren Menschen verantwortlich gemacht wurden.

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Ausgabe 3/2020: Gegen Rechten Terror

Liebe Leser*innen,

immer länger wird die Liste der rechter Anschläge und Morde, an die es zu Erinnern und Gedenken gilt. Welche Praxen dabei die “richtigen” sind, darüber herrscht auch bei den Falken keine Einigkeit. Dies resultiert aus Ohnmacht und Wut über das Geschehene und wird zusätzlich befeuert von der gesellschaftlichen Ignoranz gegenüber der Kontinuität rechter Gewalt. Außerdem haben wir schlichtweg verschiedene politische Ansprüche. In dieser Ausgabe der AJ haben wir kontroverse Perspektiven zusammengetragen, die widersprechen, reflektieren, analysieren, kritisieren und appellieren – persönlich und mit Blick auf den Verband. 

Wir wünschen euch, ein letztes Mal für 2020, eine spannende Lektüre!

Eure Redaktion 

Hier findet ihr nach und nach alle Artikel der Ausgabe zum online lesen!

Die Lieblingspodcasts der Redaktion

Dissens

Kritisieren was mies ist – und was sich ändern muss. Dieses Motto hat sich Lukas Ondreka für seinen Gesprächs-Podcast Dissens gesetzt. Einmal wöchentlich erscheint eine neue Folge und in jeder davon hat Lukas sich eine*n spannende*n Interviewpartner*in gesucht. Alle davon haben in einer sehr breiten Definition mit der linken Szene zu tun. Er interviewt linke Forscher*innen, Aktivist*innen, Journalist*innen, Politiker*innen und Autor*innen. Das Spektrum reicht von Klimaschutz und der Frage, ob „grüner“ Konsum möglich ist, über emanzipatorische Identitätspolitik und Rechte in der Polizei bis zur Prostitution – alles Themen, die uns als linke und überhaupt politische Menschen beschäftigen. Gäste waren zum Beispiel Yanis Varoufakis, Gründer der pro-europäischen Partei Diem 21, die umstrittene queerfeministische Journalistin Hengameh Yaghoobifarah oder Kapitänin Pia Klemp, die über die Repressalien der Seenotrettung berichtet. Ondreka geht kritisch, aber immer wertschätzend mit seinen Gästen um und bleibt dabei kurzweilig, klar und immer spannend. 

Miriam Bömer, KV Bremen

Linksaußen

Passend zur Ausgabe beschäftigt sich dieser Podcast nicht nur mit linksradikalen Perspektiven, sondern auch mit Fußball (und Eishockey). Primär geht es hier aber nicht um Ergebnisse und Spieltage, sondern vielmehr um Fankultur, Fanszenen und antikapitalistische Sichtweisen auf einen kapitalisierten Sport. Aber auch als Nicht-Fußballfan lohnt sich dieser Podcast vom linken Journalisten und Aktivisten Sören Kohlhuber: Es geht auch um Antifaschismus, Polizeikritik und Einblicke aus mehreren Jahren Demo-Fotografie und Aktivismus. Meistens gibt es ein*e Interviewpartner*in aus der linken oder linksradikalen Szene und Kohlhuber und Gast beschäftigen sich mit Themen, die gerade wichtig sind: Memekultur, feministischer Rap, aber auch antifaschistische Arbeit in der Schweiz oder Österreich. Diese Gäste sind dabei keine Szenegrößen, sondern Personen, die regional gute Arbeit leisten und bisher eher unbekannt sind. Besonders spannend sind die Einblicke in Polizeiarbeit. So erfährt man, wie eine Hausdurchsuchung abläuft und wie man sich dabei verhält, wie und wann Wasserwerfer eingesetzt werden und wie Hundertschaften aufgebaut sind. Jede Folge endet mit einer Lesung aus einem seiner Bücher – am besten also abends zum Einschlafen hören!

Miriam Bömer, KV Bremen

TripleClick

Drei ehemalige Redakteur*innen des US-amerikanischen Gaming-Magazins Kotaku (Maddie Myers, Kirk Hamilton, Jason Schreier) haben zu Beginn der Corona-Epidemie mit ihrem eigenen Gaming-Podcast angefangen. Deshalb beziehen sich gerade die ersten Folgen auch viel auf Videospiele in der Pandemie und man kann verfolgen, wie sich die Struktur des Podcasts langsam herausbildet. Es gibt immer ein großes Hauptthema, wie “Was ist intuitives Spielewissen?”, “Polizist*innen in Games” oder auch “XBox vs. PlayStation”. Ansonsten reden die drei über aktuelle Ereignisse im Gaming und allem was damit zusammenhängt, politische Ereignisse und schweifen gerne mal vollkommen ab. Zu hören ist der Podcast über die üblichen Streamingdienste. Wenn man will, kann man dem Netzwerk, über das sich der Podcast finanziert, auch Geld spenden und bekommt dann eine zusätzliche Folge im Monat. Mir persönlich reichen die kostenlosen Folgen vollkommen aus. Der Podcast ist auf Englisch, man kommt aber ganz gut rein und lernt nebenbei noch neue Redewendungen.

Steffen Göths, LV Brandenburg

In eigener Sache: Ein neues Konzept für die AJ – Austauschende Jugend

Seit inzwischen fast einem Jahr diskutieren wir in der Redaktion immer wieder, was wir mit der AJ eigentlich wollen und wie sie ausgerichtet sein soll. Auf unserer letzten Redaktionskonferenz haben diese Diskussionen nun einen vorläufigen Abschluss gefunden, deren Ergebnisse wir euch kurz vorstellen wollen. 

Bisher lief die Arbeit der Redaktion kurz zusammengefasst so ab: Wir überlegen uns ein Schwerpunkt-Thema und bitten euch über die Zeitung selbst, per Facebook und über persönliche Kontakte um eure Artikel. Was dann so eintrudelt, wird von uns Korrektur gelesen, von den Autor*innen überarbeitet und dann abgedruckt. 

Daran sehen wir mehrere Probleme: 

1. Von den Aufrufen fühlen sich vor allem die Leute angesprochen, die ohnehin gerne Artikel schreiben. 

2. Wir sprechen vor allem die Personen an, die wir kennen oder die schon etwas für die AJ geschrieben haben. 

3. Es schreiben häufig Leute, die anderen gerne etwas erklären. 

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Wieso werden die deutschen Polizeigesetze verschärft? Mit Agnoli staatskritisch betrachtet, sind Demokratie und zunehmender Autoritarismus kein Widerspruch

Während der letzten Jahre wurden in Deutschland neue Polizeigesetze verabschiedet, die unter anderem Videoüberwachung im öffentlichen Raum, die Ausweitung des Polizeigewahrsams und die Verwendung von Waffen wie Handgranaten und Maschinengewehren für die Polizei vereinfachen. Seit Oktober letzten Jahres gilt außerdem die “Besondere Gebührenverordnung des Bundesinnenministeriums”, die es möglich macht, dass Opfer polizeilicher Repressalien noch selbst für diese bezahlen müssen. Wie die taz berichtete, kann eine Identitätsfeststellung 53,75 Euro kosten, eine Anordnung zur Gewahrsamnahme 74,15 Euro, eine viertelstündige Fahrt auf die Wache 15,69 Euro – es kann also auch bei kleinen Vergehen und politischen Protesten schnell teuer werden. Wer sich gegen die Zumutungen dieser Welt wehren will, steht einer Staatsmacht gegenüber, die gründlich mit neuen Waffen und Befugnissen ausgestattet ist und diese auch gegen ihre Feinde einsetzt.

Die Jungs mit der Maus: Zum strukturellen Ausschluss von Frauen aus dem eSport

Bild: Wikimedia Commons

Wer sich eSport als kleines Nischenphänomen vorstellt, liegt falsch: Die Branche soll laut Prognosen im Jahr 2023 144 Mio. Euro umsetzen. Doch auch kleinere, von Events unabhängige eSport-Streams auf der Plattform sind ein wirtschaftlich relevantes Phänomen. Frauen haben in dieser Sparte einen besonders schwierigen Stand. Das Internet bringt in seinen männlich dominierten Ecken sehr hässliche, aber wirkmächtige Mechanismen hervor, mit denen Frauen umgehen müssen. Aber erst einmal ein paar Schritte zurück. Wo behauptet wird, die Hälfte der Spieler*innen seien weiblich1, wird unterschlagen, dass diese Zahl nur dann zutrifft, wenn zwischen Counter-Strike und Candy-Crush keinerlei Unterschied gemacht wird. Eine vom Genre unabhängige Erhebung ist absurd, spielt eben jenes doch eine zentrale Rolle für den Frauenanteil: Konzentrieren wir uns beispielsweise auf MOBA2-Spiele wie Defense of the Ancients, die für den eSport besonders relevant sind, liegt der Frauenanteil gerade einmal bei 10%.

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  1. Die 50/50-Statistik wird gerade in der pädagogischen Literatur oft bemüht, wenn es um die Einbindung von Gaming in Bildungsprozesse geht
  2. Multiplayer Online Battle Arena ist eine Spielekategorie, in der mindestens zwei Teams in einer begrenzten Arena in Echtzeit gegeneinander antreten

Sport Frei! Eine kleine Geschichte der Arbeiter*innensportbewegung

Werbefahrt von Berliner Arbeitersportler*innen der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit / Das Bild stammt aus der Fotosammlungvon Helmut Weiß, Berlin-Köpenick

Linke und Sport, das war stets eine schwierige Liebesbeziehung. Einerseits waren die Tugenden des Sports, wie sie sich historisch in der deutschen Turner*innenbewegung manifestierten, den Idealen eines mal mehr und häufig weniger fortschrittlichen Bürgertums verpflichtet. Andererseits wollten auch Arbeiter*innen Sport treiben ohne sich dabei von den bürgerlichen Turnvereinen abhängig zu machen. Zu diesen hatten sie aufgrund hoher Mitgliedsbeiträge und der teuren Ausrüstung in aller Regel ohnehin keinen Zutritt. Das schwierige Verhältnis zu den bürgerlichen Vereinen wurde ab 1878 zusätzlich durch die politische Stimmung innerhalb der Turnbewegung verschlechtert, die im Zuge der Sozialistengesetze deutlich nach rechts rückte und viele sozialdemokratische Turner*innen ausschloss. Der Klassendünkel der bürgerlichen Vereine ging so weit, dass Arbeiter*innen teilweise explizit von einer Mitgliedschaft ausgeschlossen waren.

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Werner Seelenbinder: Der Rote Ringer

Im Mai 2017 fand in Erfurt unsere Bundeskonferenz statt. Tagungsort war die „Alte Parteischule“ in der Werner-Seelenbinder-Straße. Straßen mit diesem Namen gab es viele in der DDR – richtigerweise, aber aus den falschen Gründen. 

Sohn seiner Klasse

1904 in Stettin geboren, zieht Seelenbinder fünf Jahre später mit seiner Familie nach Berlin-Friedrichshain. Dort besucht er die Volksschule, arbeitet als Transportarbeiter und beginnt im Arbeiter*innensportverein „Eiche“ mit dem Kraftsport. Als 1915 seine Mutter verstirbt und sein Vater fast zeitgleich zum ersten Weltkrieg eingezogen wird, fängt Seelenbinder beim SC Berolina in Neukölln mit dem Ringen an.

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Besser fühlt man sich, wenn man das nicht alleine macht”: Interview mit Girls* Skate Hamburg

Foto: Girls* Skate Hamburg

Girls* Skate Hamburg sind eine offene Gruppe für weiblich gelesene Menschen aus Hamburg und Umgebung, die gerne Skaten oder gerade Anfangen. Sie sind nicht nur auf Whatsapp aktiv, sondern auch auf Instagram. Die Gruppe ist dafür gedacht, einen besseren Anschluss zu finden, sich miteinander zum Skaten zu verabreden und sich zu bestimmten Themen auszutauschen. Wir sprechen mit Elena, 22 Jahre alt und seit drei Jahren in der Gruppe aktiv.

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